Ortschaften in Böhmen: Ebmeth im Egerland

Das egerländische Dorf Ebmeth, das heute nicht mehr existiert, findet man in historischen Dokumenten und Matriken auch unter den Namen Ebnode, Ebmat und Ebnet oder Ebenet. Es handelt sich um die dörfliche Ansiedlung in einem Rittergut, die im Jahr 1370 erstmals in einem Lehensverzeichnis erwähnt wurde. Die Besitzer der beiden Ortschaften Ebmeth und Frohnau, die zum Rittergut gehörten, wechselten im Lauf der Jahrhunderte mehrmals. Zeitweilig waren die Dörfer und ihre Bewohner im Besitz u.a. der Familie Nothaft von Weißenstein, der Grafen von Leuchtenberg, des Rittergeschlecht Moser zu Öttingen sowie der Herren von Schlick und von Nostitz. Die Ortschaft lag im Herrschaftsbereich von Falkenau (heute Sokolov) und 749 m über dem Meeresspiegel.

Ebmeth zur Mitte des 17. Jahrhunderts

Kurz bevor Melchior Adam von Moser im Jahr 1652 die Güter Frohnau und Ebmeth verkaufte, wurde ein ausführliches Verzeichnis der Ortschaften und ihrer Einwohner erstellt. Im Urbar (Besitzrechtsverzeichnis) der Herrschaft Falkenau sind für das Jahr 1650 folgende Angaben zu Ebmeth gemacht: Es gab ein Brauhaus, dazu ein Wirtshaus an der Straße, in dem Hochzeiten, Kindstaufen und andere Feste gefeiert wurden. Das Urbar erwähnt weiterhin zwei Mühlen, die zum Ortsgebiet gehörten (Reichenauer Mühle, Steinmühle). Auch einige Bäche werden ausführlich beschrieben. Die Waldwirtschaft wird als ein einträglicher Zweig angegeben. Es heißt im Urbar, dass die Bergstädte Lauterbach und Schönfeld großen Bedarf an Holz hatten und dass man dieses vom Rittergut dorthin verkaufte und auf diese Weise Einnahmen erzielte. Auf den Feldern und Wiesen wurde Ackerwirtschaft und Viehwirtschaft betrieben. Man baute Gerste, Hafer, Sommerweizen, Rüben, Leinsamen und Hanf an. Folgender Viehbestand war in Ebmeth vorhanden: 50 Melkkühe, 40 Stück Feldvieh, 800 Schafe. Vergleicht man diese Zahlen mit denjenigen der Nachbarortschaft Frohnau (im gleichen Urbar aufgeführt), die etwa die Hälfte betragen, so sieht es erstaunlicherweise danach aus, dass Ebmeth größer als Frohnau war. Es gab wohl eine eigene Gerichtsbarkeit, doch Schule und Kirche befanden sich im benachbarten Frohnau. Auch die Wohnstatt der Rittergeschlechter befand sich wohl in Ebmeth. Zumindest ist im Urbar für Frohnau erklärt, dass es dort kein Burghaus gab.

Pfarrbezirk, Schulsprengel und Gerichtsbarkeit

Ebmeth gehörte im 17. Jahrhundert, als das Urbar erstellt wurde, zum Pfarrbezirk von Frohnau (Vranov). Die dortige Frohnauer Pfarrkirche hieß St. Jakob und bestand bereits seit 1384. Matriken sind ab 1634 vorhanden und enthalten nicht nur Taufen, Eheschließungen und Sterbeeinträge für Frohnau und Ebmeth, sondern für weitere Nachbarorte und einzelne, kleinere Ansiedlungen (darunter Oedenschönfeld und Meldau). Nach der Reformationszeit wurde die Pfarrei Frohnau vom Pfarrer in Kirchenbirk betreut, doch in den 1630-er bis 1650-er Jahren übernahmen auch die in Schönfeld und Schlaggenwald eingesetzten Priester die kirchlichen Aufgaben. Die Pfarrei wurde erst im 18. Jahrhundert mit einem eigenen Priester besetzt.

Dorfrichter in Frohnau waren Mitte des 17. Jahrhunderts ein Hans Gabriel und ein Peter Lugner, der bis 1667 lebte. Im ersten, vorhandenen Kirchenbuch ist auch ein Richter Andreas Orth (Örtel/Ertl) aus Ebmeth genannt, der jedoch schon vor 1637 (zum Zeitpunkt der Heirat seiner Tochter) verstorben war.

Schulmeister der Dorfschule in Frohnau waren zur Mitte des 17. Jahrhunderts Bartholomäus Sieghardt und ein Samuel Gutheiß aus Schlaggenwald, der teils auch die Matriken für Ebmeth führte. Im Sterberegister des Jahres 1650 vermerkte Samuel, die Ehefrau des Richters Peter Lugner aus Frohnau – Margaretha – sei seine Gevatterin (= Taufpatin oder Verwandte) gewesen.

Ebmeths Bevölkerung des Jahres 1650

Die Einwohnerliste der Ortschaft Ebmeth führt für das Jahr 1650 folgende (in der Schreibweise an heutige Schreibweisen angeglichene) Familiennamen auf: Bauer, Ertl, Deißinger/Theusinger, Dorschner, Fischer, Fritsch, Gabriel, Geyer, Haberzettl, Hackl, Haller, Kanhäuser, Kessler, Knobl, Lugner, Prändl/Prendel/Brendel, Reichenauer, Sack und Vogel.

Ebmeths Hof- und Hausbesitzer sowie Herberger

Es gab vier Achtelhöfe, deren Besitzer waren Matthias Örtl/Ertl, Nikolaus Fischer, Veit Friedl sowie die Brüder Georg und Lorenz Fritsch. Ein Dreiviertelhof gehörte Andreas und Georg Örtl/Ertl gemeinsam.

9 Halbachtelhöfe besaßen (alphabetisch geordnet): Hans Deißinger, Michael Fischer, Martin Fritsch, Johannes Gabriel, Andreas Geyer, Andreas Haberzettl, Paul Lugner und Georg Hackl (gemeinsam), Michael Örtl/Ertl und Kilian Sack.

7 Viertelhöfe befanden sich im Besitz von Georg Bauer, Georg Haberzettl, Georg Knobl, Hans Örtl/Ertl, Lorenz Prändl, Georg Sack und Thomas Sack.

Hinzu kamen die Bewohner der 15 „Kleinhäußl“ (mit Angaben der Folgebesitzer) namens

  • Martin Deißinger
  • Matthias Ebert (ein verstorbener Schmied, dessen Witwe bewohnt das Haus)
  • Hans Fischer (nun von Johann Prändl übernommen)
  • Hans Haller
  • Simon Kässler
  • Bartholomäus Laubner
  • Johann Örtl/Ertl (nun von Matthias Prändl übernommen)
  • Georg Örtls/Erlts Haus (nun besessen von Matthias Echtner)
  • Lorenz Pichl (nun von Erhardt N.N. übernommen)
  • Bartholomäus Prändl
  • Christoph Reichenauer (nun Andreas Reichenauer)
  • Hans Rudert (nun von Matthias Fritsch übernommen)
  • Matthias Sack
  • Michael Vogel (nun Georg Fritsch)
  • Christina Vogel

Weiterhin erwähnt sind die Familien der beiden Müller: Georg Kanhäuser auf der Mühle zu Reichenbach und Andreas Dorschner als Müller auf der Steinmühle. Möglicherweise gab es hier eine Verwechslung oder einen späteren Wechsel, denn in anderen Dokumenten wird die Reichenbacher Mühle auch Dorschner-Mühle genannt.

Als Herberger (ohne Hausbesitz, heutigen Mietern vergleichbar) sind angegeben: Bartholomäus Deißinger, Lena Fritsch, Sabina Geier, Anna Geier, Katharina Haberzettl, Margaretha Haberzettl, Katharina Prändl, Regina Prändl, Caspar Reichenauer, und ein „Groschpürtner“ Caspar von „Grauwünkel“.

Die einzelnen Familien sind im Urbar namentlich erfasst. Ob das angegebene Alter der Familienväter, Ehefrauen und Kinder jedoch korrekt angegeben ist, lässt sich bezweifeln. Die Angaben sollten, soweit möglich, anhand der Matriken überprüft werden. Teils ist dies bereits geschehen und kann hier nachgesehen werden.

Ebmeth im 19. Jahrhundert

In „Das Königkreich Böhmen. Elbogener Kreis“ des Jahres 1847 von Johann Gottfried Sommer werden die Orte Ebmeth und Frohnau beschrieben wie folgt: Frohnau hatte 531 Einwohner in 73 Häusern, Ebmeth war mit 687 Einwohnern und 87 Häusern etwas größer.

IV Güter Frohnau und Ebmeth
36) Frohnau (Franow), 2 St. ssö von Falkenau, an der Landstraße nach Plan und ¼ St. w. vom Lobsbache, Dorf von 73 H. mit 531 E., hat 1 Pfarrkirche zum heil. Jakob d. Gr., 1 Pfarrei und 1 Schule, sämmtlich unter gemeinschaftlichem Patronate der Falkenauer und der Rockendorfer Obrigkeit, welche dasselbe abwechselnd ausüben, 1 obrigkeitl. zeitlich verpachteten Maierhof und 1 Wirthshaus; abseits liegen a) ¼ St. ö., am Lobsbache, die Schrammühle mit Brettsäge; b) ¼ St. nö., am Lobsbache, die Steinmühle, mit Brettsäge und Oelstampfe; c) ½ St. nö., jenseits des Baches, die Einschicht Melda (Möldau, auch Mehlthau), 2 Nrn. (Bauernhöfe), und d) ¾ St. s. die Einschicht Bühnel (oder Bienel), auch Oeden-Schönfeld, 6 Nrn., worunter 1 obrigk. Jägerhaus. Das Gut Frohnau sammt Ebmet gehörte im XVI. Jahrhundert den Grafen von Schlick. Im J. 1599 verkaufte es K. Rudolph II. an Jobs Tiesel von Taltitz. Im J. 1635 besaß es Herr Christoph Albrecht von Globen auf Rockendorf.  – Die Kirche bestand schon 1384 als Pfarrkirche, kam 1622 als Filiale an die Pfarrei Kirchenberg und wurde 1732 auf Verwendung des Grafen Anton von Nostitz wieder mit einem eignen Pfarrer besetzt. Eingepfarrt ist nur das hiesige Dorf Ebmet.
37) Ebmet (in alten Matriken Ebenet und Ebenot), 1 ¾ St. ssö. von Falkenau, Dorf von 87 H. mit 687 E., nach Frohnau eingepf., hat 1 Schule mit einem von der Gemeinde unterhaltenen Lehrer, 1 obrigkeitl. Zeitlich verpachteten Maierhof und 1 Wirthshaus.
Auch gehören zu diesen Gütern
38) von Lobs (Hst. Falkenau) 5 Nrn., und
39) von Reichenbach (Gut Kirchenberg) 2 Nrn., worunter 1 einschichtige Mühle.

Ebmeth im 20. Jahrhundert

Im 20. Jahrhundert war das Dorf auf über 80 Häuser angewachsen, die jedoch nicht mehr vorhanden sind. Denn nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung befand sich das Dorf auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes Prameny, die Häuser wurden entsprechend für Übungen genutzt und zerstört. Alle Häuer wurden später abgerissen, nur die Grundmauern finden sich noch unter dem inzwischen zugewachsenen Gelände. Man versucht heute, den historischen Zusammenhängen Rechnung zu tragen. Dies sind zwei Aufnahmen des Dorfs, die auf der Website Slavkovsky Les gezeigt werden.

Im Rahmen des historischen Projekts „Verschwundene Gemeinden (Zaniklé Obce)“ wurde dem Dorf eine Tafel gewidmet, auf der Informationen und eine Katasterkarte zu sehen sind. Die Fotografie der Tafel habe ich im Sommer 2020 aufgenommen.

Historische Fotos, fotografiert von der am Ortseingang stehenden Tafel, zeigen die beiden Wirtshäuser der beiden alteingesessenen Familien Fritsch und Knobl. Ein Wenzel Fritsch lebte bereits um 1600 im Ort, sein Sohn Lorenz Fritsch heiratete im Jahr 1640; und Söhne eines Gastwirts Simon Knobl heirateten in den Jahren 1638 und 1643. Zu dieser Zeit wurde der Nachname auch noch mit „Knobloch“ oder „Knoblach“ vermerkt. Dass eine solche Familie bereits im 16. Jahrhundert in der Region lebte, kann man einem Vermerk im Bürgerbuch der Stadt Brixen in Tirol entnehmen, wo Ambros und Ursula Knoblach aus Schönfeld mit Sohn Jörg im Jahr 1561 als Bürger aufgenommen wurden.

Auf einem Teil der Fläche des oberen und mittleren Dorfs wurden in den 1960-er Jahren Gebäude in Plattenbauweise errichtet. Ebmeth trägt heute den Namen Rovná (u Sokolova) und liegt nahe der zu besichtigenden Zeche Dul Jeroným. In neueren Landkarten sind die ehemals deutschen Bezeichnungen der Ortschaften verschwunden, in älteren Karten findet man sie noch.

Quellenangaben:
Matriken des Dorfes Ebmeth in Vranov. www.portafontium.eu
Urbar der Herrschaft Falkenau (1643-1650). www.portafontium.eu.
Website Slavkovsky Les.
Sommer, Johann Gottfried: Das Königreich Böhmen. Elbogner Kreis (Band 15). 1847