Melchior Pichl (ca. 1570-1625)

Melchior Pichl war der wohlhabendste Bauer Untertiefenbachs. Er besaß im Jahr 1615 die Fläche eines Vier-Achtel-Hofs, der sich vermutlich aus zwei Höfen zusammensetzte, die ihm im Grundbuch von Tiefenbach zugeschrieben werden.

Das Erbe des Nikolaus Pichl

Ab 1606 übernimmt Melchior Pichl (Mellchior Püchl), Sohn des Nikolaus Pichl, den Untertiefenbacher Hof seines Vaters. Der Kaufpreis für den Hof wird auf 851 Rheinische Gulden festgesetzt. Davon zahlt Melchior bereits zu Ostern 1606 die vereinbarte Anzahlung in Höhe von 125 Gulden an den Vater. Im gleichen Jahr kann er zu Michalis 75 Gulden abtragen und soll künftig ab Martini 1607 jeweils 25 Gulden zahlen, bis der Kaufpreis vollständig beglichen ist. Sein Vater ist vermutlich bereits Ende 1607 oder Anfang 1608 verschieden, denn am 27 Februar 1608 erscheinen die Erben auf dem Amt in Petschau und bestätigen, dass Melchior Pichl künftig auch durch amtlichen Eintrag Besitzer des väterlichen Hofs sein soll.

Als Erben des Nikolaus Pichl sind angeführt: Barbara, seine zweite Ehefrau und Witwe sowie die folgenden Kinder des Nikolaus: Melchior Pichl, Christoph Pichl, Margaretha Pichl (verheiratet mit Martin Dietrich), Katharina Pichl und Maria Pichl. Die namentlich hier angegebenen Kinder des Nikolaus Pichl sind Nachkommen aus seiner ersten Ehe, doch wird beiläufig noch eine Tochter der Barbara erwähnt. Es ist davon auszugehen, dass diese zum Zeitpunkt von Nikolaus‘ Tod noch minderjährig ist. Ebenfalls unter den Erben, die in den kommenden Jahren ihren Anteil aus dem Hofpreis erhalten, befindet sich ein Johann „Hans“ Pichl aus Petschau, der sowohl ein Sohn als auch ein Bruder des ersten bekannten Hofbesitzers Nikolaus Pichl sein könnte. Angesichts der im Vergleich zu den Kindern des Nikolaus geringeren Erbanteile und seines Ablebens vor 1609 ist jedoch anzunehmen, dass er ein Bruder des Nikolaus Pichl ist und noch Ansprüche anzumelden hat, weil Nikolaus den Hof übernommen hat. Diese Annahme bedarf jedoch noch der Prüfung und eines Belegs. Aus dem Grundbuch erfährt man, dass Hans Pichl in Petschau lebt und drei Kinder hat.

Erbstreitigkeiten und eine Einigung

Kurz nach dem Tod ihres Ehemanns Nikolaus Pichl hat dessen Witwe und zweite Ehefrau sich mit Adam Schöberl verheiratet. Zwischen ihr und Melchior Pichl sowie den beiden Schwiegersöhnen kommt es im Juni 1608 zum Streit über eine Wiese, die der Stiefmutter zur lebenslangen Nutzung zugesprochen worden war. Melchior weigert sich, die Wiese herauszugeben, da er Vieh darauf stehen hat. Man einigt sich vor einem Rat der Stadt Schlaggenwald auf eine Ausgleichszahlung von 80 Rheinischen Gulden, die jedoch erst dann in Raten zur Zahlung kommen soll, wenn weitere Schuldigkeiten des Melchior als Gutsinhaber gegenüber seinen Geschwistern getilgt sind.

Zahlungen an die Erben des Nikolaus Pichl

Melchior Pichl zahlt nun ab Martini 1607 die vereinbarten Raten in Höhe von 25 Gulden, die gemäß der Erbschaftsregelungen unter den Anspruchsinhabern aufgeteilt werden. So erhält beispielsweise sein Bruder Christoph Beträge zum Ausgleich der Summen, die er seinem Vater geliehen hatte. Und die Schwäger Bartl Faßmann, Martin Dietrich und Hans Petschauer ziehen jährlich Anteile aus der Mitgift ihrer Ehefrauen. Der Hof scheint ansonsten weitgehend schuldenfrei zu sein, denn im Verlauf der aufgeführten Zahlungen werden keine Schuldner aufgeführt bis auf einen Gregor Egerer und einen Geipl, die jeweils kleinere Beträge erhalten.

Zukauf eines weiteren Hofs

Was den Zukauf des folgenden Hofs anbelangt, herrscht im Tiefenbacher Grundbuch Unklarheit hinsichtlich des Nachnamens des Verkäufers. Teils wird er dort als Jakob Pichl, teils als Jakob Hubl geführt. Es gibt Hinweise auf einen Bruder Benedikt Hubl in Grün, auf zwei Söhne namens Hubl in Neudorf, jedoch auch auf einen Sohn Michael Pichl in Petschau. Hier besteht noch Klärungsbedarf. Vorläufig wird hier der Nachname Pichl als korrekt angenommen.

Es gibt mehrere Hinweise darauf, dass der Hofbesitzer Jakob Pichl zwischen Martini 1617 und Martini 1618 verstorben ist und dass auch seine Ehefrau Walburga (eine jüngere Tochter des Leonhard Ruprecht) bald darauf das Zeitliche gesegnet hat. Zurück bleiben zwei kleine Kinder und drei ältere Söhne, die seinen Hof nicht übernehmen wollen. Daher wird dieser Hof im April 1617 dem Melchior Pichl verkauft.

Der Hofwert wird auf 370 Böhmische Gulden festgelegt. Die Anzahlung beträgt 80 Gulden zu Georgi des Jahres 1617, 90 Gulden werden zu Martini 1617 fällig und die jährlichen Raten soll Melchior jeweils wieder zu Martini in Höhe von 20 Gulden begleichen. Von diesen Beträgen sind vorrangig zu zahlen: Begräbniskosten, Lohn, Ansprüche der Herrschaft und ein Waisengeld für die zwei kleinen Kinder des Jakob. Denn im Tiefenbacher Grundbuch ist vermerkt, dass Michael Pichl in Petschau, der Stiefbruder der Waisen des Jakob, die beiden kleinen Stiefgeschwister bei sich aufnimmt. Sie seien „uff 5 Jahr lang verdinget worden“.

Quellenangaben:
Grundbuch für Tiefenbach (1606-1794), 41 ff. www.portafontium.eu
Grundbuch für Tiefenbach (1606-1794), 91 ff. www.portafontium.eu
Matriken für Tiefenbach. www.portafontium.eu

Urbar für Tiefenbach. www.portafontium.eu

Der Beitrag wurde zuletzt im September 2022 aktualisiert.