Simon Pichl aus Untertiefenbach (ca. 1600-1675)

Simon Pichl (Püchl, Püchel) aus Untertiefenbach ist der Sohn des Melchior Pichl. Berücksichtigt man, dass er im November 1625 den Hof seines Vaters Melchior Pichl übernommen hat und dazu die Volljährigkeit erreicht haben muss, kann davon ausgegangen werden, dass er kurz vor dem Jahr 1600 geboren sein muss.

Übernahme des väterlichen Hofs in Untertiefenbach

Nach dem Tod ihres Ehemannes Melchior Pichl verkauft dessen Witwe den Untertiefenbacher Hof an den Sohn Simon Pichl. Der Kaufpreis beträgt 1.000 Böhmische Gulden (die zu 56 Kreuzern gerechnet werden). Von diesem Betrag begleicht Simon noch im gleichen Jahr die auf dem Hof liegenden 265 Gulden an Schulden. Sodann darf er 50 Gulden für sich selbst an Mitgift (Heiratsgut) abziehen und auch die Erben des Jakob Pichl (Michael und Georg Hubl) erhalten ihren Anteil in Höhe von 20 Gulden. Es verbleiben 664 Gulden, die ab 1626 jährlich zu tilgen sind.

1626: Simon zahlt 20 Gulden an Jakob Pichls Erben (Michael und Georg Hubl) und 30 Gulden werden aufgeteilt unter seiner Mutter und dem Waisenkind Melchior Pichl sowie für die Tilgung eines Anteils für ein „ungetheiltes Haus[…] zu Schönfeld“.

1627: Simon zahlt 50 Gulden, hiervon gehen Anteile u.a. an eine Hausschuld in Schönfeld, an den Wirt in Erbendorf und an einen Handwerksbetrieb in Schlaggenwald, in dem der Waise Melchior Pichl eine Lehre gemacht hat. Erneut werden auch die Zahlungen auf den Hof des Jakob Pichl, den sein Vater übernommen hatte, geleistet.

1628: Von der Rate des Jahres 1628 werden Anteile des Hauses in Schönfeld beglichen, daneben diverse weitere Schuldigkeiten abgelöst, u.a. erneut für den Hof des Jakob Pichl.

1629: Die Schwestern von Simon Pichl – Barbara und Margaretha – erhalten ihren Anteil von je 15 Gulden, dazu gehen erneut 20 Gulden an die Erben des Jakob Pichl (Hubl-Brüder).

1630 bis 1639: Simon zahlt in diesen Jahren insgesamt 250 Gulden. Die Zahlungen erfolgen anteilig und zu unterschiedlichen Zeiten an die direkten Erben des Melchior Pichl:

  • Sohn Melchior Pichl, jetzt in Österreich
  • Michael Petschner, der mit Simons Schwester Barbara verheiratet ist
  • Lorenz Petzolt, der mit Simons Schwester Maria verheiratet ist
  • Johann Müller, der mit Simons Schwester Margaretha verheiratet ist
  • Simon Pichl selbst

Kauf eines weiteren Hofs in Untertiefenbach

Wegen hoher Schulden wird im Jahr 1626 der Hof des Hans Rahm aus Rabensgrün taxiert und für 250 Böhmische Gulden an Simon Pichl verkauft. 30 Gulden werden als Anzahlung für Ostern 1627 vereinbart, die jährlichen Folgeraten sollen sich auf jeweils 15 Gulden belaufen. Es ist vermerkt, Simon Pichl habe den Hof dem Hans Rahm (=Rohm) „frey- und gutwillig wieder heimb und zu nutz gegeben“ und nur drei Tagwerk Feld und zwei Tagwerk Wiese, zwischen seinem und des Rohms Hof liegend, behalten. Weiterhin wird der am Bach gelegene Garten Simons Hof zugeschlagen und ein Kalb wird Simon als Ausgleich ebenfalls überlassen.

Heirat mit Anna Maria Roth aus Neudorf

Bereits im Dezember 1635 tauscht Simon Pichl seinen Untertiefenbacher Hof mit Johann Krines (Grünes) aus Neudorf. Vermutlich geschieht dies in Zusammenhang mit seiner Heirat mit Anna Maria Roth, einer Tochter des Andreas Roth und der Barbara Schöberl, den Besitzern des Hofs Neudorf 11.

Umzug in den oberen Berghof Neudorfs

Im Dezember 1635 wird im Tiefenbacher Grundbuch vermerkt, dass Simon Pichl, ein Sohn des verstorbenen Melchior Pichl aus Tiefenbach, den geerbten Untertiefenbacher Hof seines Vaters gegen den Neudorfer Hof des Johann Grünes (Hanns Krines) getauscht hat, den letzterer von Georg Brandstetter übernommen hatte. Auf diese Weise wird Simon Besitzer des unteren Neudorfer Berghofs mit den späteren Hausnummern 92 und 93. Vor der Hausnummerreform des Jahres 1805 trug dieser Hof die Nummern 100 und 134.

Da der Wert des Tiefenbacher Hofs den des Neudorfer Hofs übersteigt, hat Johann Grünes 80 Gulden an Simon Pichl zu zahlen, die er bis 1643 regelmäßig entrichtet.

Verkauf des oberen Berghofs

Im Mai 1636 verkauft Simon Pichl aus Untertiefenbach den Neudorfer Hof 92/93 an einen Simon Pichl aus Grün. Die sehr viel später erstellte Ortschronik von Neudorf vermerkt dazu fälschlicherweise, dieser Simon Pichl aus Grün sei der Sohn des Untertiefenbacher Simon Pichl. Es ist jedoch absolut nicht ersichtlich, wieso sein Sohn aus Grün gekommen sein sollte. Im Grundbuch ist zudem an keiner Stelle angegeben, dass es sich bei den beiden Namensvettern um Vater und Sohn handelt. Detaillierte Angaben im Neudorfer und Grüner Grundbuch belegen, dass Simon Pichl aus Grün ein Sohn des Christoph Pichl ist, wogegen Simon Pichl aus Untertiefenbach ein Sohn des Melchior Pichl ist und geben die Namen der Erben an.

Der Kaufpreis für den Neudorfer Hof 92/93 wird auf 475 Rheinische Gulden (die auf 60 Kreuzer gerechnet werden) festgesetzt. Die Anzahlung soll mit 30 Gulden erfolgen, danach sollen jährlich ab Martini 1636 25 Gulden bis zur vollständigen Begleichung der Kaufschuld.

Übernahme des Hofs Neudorf 11

Am 7 Oktober 1637 verkaufen die Erben des verstorbenen Andreas Roth – seine Söhne Philipp, Kilian und Johann Roth – dessen Hof mit der Nummer Neudorf 11 an ihren Schwager Simon Pichl aus Untertiefenbach zum Preis von zweitausend Gulden. Simon hat den Kaufpreis an die Söhne Philipp Roth (in Stettin) und Kilian Roth (in Schönfeld) in Raten zu zahlen. Im Kaufpreis enthalten ist sämtlicher Hausrat, Wägen, dazu Tiere und Futter u.a.

Da der Sohn Johann Roth wie im Grundbuch aufgeführt „zimblich blöde [sei] und sein Brodt schwerlich wird gewinnen können“, wird Simon verpflichtet, sich um ihn zu kümmern und ihm Essen und Kleidung zur Verfügung zu stellen. Hinzu kommt die Verpflichtung zur Tilgung der Schulden seines Schwiegervaters Andreas Roth bei verschiedenen Personen. Die Hauptgläubiger sind: Simon Hubl aus Neudorf mit 250 Gulden und Clement Lueger (Lugner) aus Neudorf mit 133 Gulden.

Im Jahr 1668 wird amtlich bestätigt, dass Simon Pichl die Kaufsumme vollständig beglichen hat und deshalb von den Erben „auf ewig quit, frei, ledig und loßgesprochen“ wurde

Heirat mit Walburga Tischer, einer Witwe

Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau verheiratet sich Simon um 1665 erneut mit der Tischer-Witwe Walburga. Deren Söhne aus erster Ehe Martin und Andreas Tischer arbeiten auf Simons Hof mit und erhalten dafür als Dank eigene Häuser bzw. Höfe. Andreas Tischer erhält den Halbachtelhof Neudorf 23 (ab 1805: 26). Martin Tischer erhält das Haus Neudorf 30 (ab 1805: Neudorf 34).

Simons Ableben

Dass Simon Pichl nach Mai 1675 verstorben ist, kann dem Grundbucheintrag zum Verkauf des Hofs Neudorf 11 im Mai 1675 entnommen werden. Hier ist vermerkt, dass er selbst aus Altersgründen nicht auf dem Amt erscheinen kann. An seiner Statt erscheinen drei Vertreter, darunter sein Schwager Kilian Roth aus Schönfeld. An Michaeli des gleichen Jahres ist Simon lt. Grundbuch dann bereits verstorben. Sein Tod muss demnach zwischen Juni und September erfolgt sein.

Quellenangaben:
Grundbuch von Tiefenbach (1606-1794), 54 ff. und 74 ff.
Grundbuch von Neudorf (1600-1779), 73 ff. und 262 ff.

Der Beitrag wurde zuletzt im Oktober 2022 aktualisiert.