Samuel Seltenreich (1549-1620), Pfarrer in Schönfeld

Samuel Seltenreich wurde Mitte des 16. Jahrhunderts in Sankt Joachimsthal (heute Jáchymov) geboren. Der exakte Geburtstag lässt sich nicht aus Matrikeln ableiten, da diese für den fraglichen Zeitraum nicht vorliegen. Jedoch legt die verlässliche Quelle seiner vom Schönfelder Diakon und letzten lutherischen Pastor Schönfelds – Johannes Leuffer – gehaltenen Leichenpredigt die Geburt „auf den Donnerstag nach Johannes dem Täufer“ des Jahres 1549. Demnach kam Samuel am Donnerstag, 27 Juni 1549, zur Welt.

Samuels Herkunftsfamilie

Samuel entstammte einer einflussreichen Familie. Sein Vater Andreas Seltenreich (ca. 1500 – 23 Februar 1572) war Bürgermeister von Joachimsthal. Die nach der Reformation in den Jahren 1534 bis 1540 neu erbaute lutherische Kirche St Joachim und St Anna verdankte ihm eine Skulptur zum Begräbnis Jesu Christi. Samuels Mutter hieß Clara Kneuffel, Bruder David war Bergmeister, Vize-Richter sowie Mitglied des Ratsstuhls in Joachimsthal und Bruder Johann war Stadtschreiber und Chronist in Joachimsthal. Insgesamt gab es in der Familie 11 Kinder.

Ausbildung und berufliche Laufbahn

Johannes Mathesius

Bis zum Alter von 17 Jahren wurde Samuel von dem ab 1532 an die Joachimsthaler Lateinschule berufenen Luther-Schüler Johannes Mathesius ausgebildet. Dieser hatte in Wittenberg Theologie studiert und war von 1543 bis 1565 evangelischer Pfarrer in Joachimsthal.

1566 wurde Samuel zur weiteren Ausbildung von den Eltern in die kurfürstliche Schule der Stadt Amberg geschickt, wo er ein Jahr verweilte. Vermutlich besuchte er dort die Lateinschule. Ein weiteres Jahr verbrachte er in Ausbildung bei dem Schulrektor Jacob Fabricius in Halle, Sachsen, und in Wittenberg.

Als er 20 Jahre alt war, stellte man ihn als Schulmeister in der Bergstadt Platten (heute Horní Blatná) bei Joachimsthal an. Etwa 10 Jahre lang arbeitete er dort als Lehrer und Schulmeister, danach war er für kurze Zeit auch dort als Diakon tätig.

Evangelischer Pfarrer in Schönfeld

Schließlich wurde Samuel Seltenreich nach Schönfeld berufen. Die von ihm handschriftlich vorgenommenen Matrikeleinträge beginnen mit dem Jahr 1582 (zu dieser Zeit wird er noch als Diakon bezeichnet). Ab 1583 hatte er das Amt des Pastors in der Schönfelder Pfarrkirche Sankt Katharina inne. Dieses Amt übte er 37 Jahre lang bis zu seinem Tod im Jahr 1620 aus.

Die vier Ehen des Samuel Seltenreich

Samuel Seltenreich war vier Mal verheiratet. Seine erste Ehefrau – Katharina Barthel – heiratete er am 25 Juni 1570 in Platten. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: Margaretha (1571) und Susanna (1573). Seine erste Ehefrau Katharina und wohl auch das Kind Susanna verstarben früh, daher heiratete Samuel am 11 November 1574 erneut. Die Hochzeit fand in Abertham (Abertamy) statt, dem Geburtsort seiner zweiten Ehefrau. Ihr Name war Anna Hahn, sie war eine Tochter des Lorenz Hahn.

Anna und Samuel bekamen neun Kinder. Die ersten fünf Kinder wurden in Platten geboren: Susanna (1575), Andreas (1577), Katharina (1578), Joseph (1581) und Samuel (1582). Weitere vier Kinder kamen in Schönfeld zur Welt: David (1585), Johannes (1588) und die Zwillinge Hieronymus und Salome (1590). Die drei zuletzt Geborenen verstarben am Tag ihrer Geburt (Hieronymus, Salome) und zwei Tage danach (Johannes). Und auch kein weiteres seiner Kinder überlebte den Vater. Als dieser 1620 das Zeitliche segnete, waren alle Kinder bereits verschieden. Lediglich fünf Enkelkinder waren zu diesem Zeitpunkt noch am Leben. Besonders tragisch erscheint das Schicksal des Sohnes Samuel, der 1604 in Prag durch Totschlag ums Leben kam.

Nachdem die zweite Ehefrau, Anna Hahn, im Jahr 1596 verstorben war, heiratete Samuel 1599 die Witwe des Peter von Hausen aus Kaaden namens Katharina. Diese verstarb 1605, sechs Jahre nach der Heirat, in Schönfeld. Die Ehe war kinderlos geblieben. Woraufhin Samuel sich erneut verehelichte und im Jahr 1610 in Schönfeld Margaretha, die Witwe des Pfarrers Hector Meichtry, zur Frau nahm. Lt. Kirchenbucheintrag war „Hector Meuchter“ (so im Matrikel) Pastor in Reichenbach im Meißener Land gewesen. Margaretha führte Samuel den Haushalt bis zu seinem Tod. Laut der ab 1836 verfassten Schönfelder Pfarrchronik, die über das Testament berichtet, vermachte Samuel Seltenreich seiner Witwe Margaretha Geldbeträge und Gegenstände im Wert von 500 Gulden.

Quelle: Matrikel für Schönfeld. www.portafontium.eu

Samuel Seltenreichs Testament

Bereits 1614 muss der Pastor sich schwach gefühlt haben, denn am 27 Februar 1614 diktierte er dem Schönfelder Stadtschreiber im Beisein der beiden Bürgermeister Benedikt Meuler und Adam Weinmann sein Testament – „da er denke, Gott werde ihn „nach seinem göttlichen Willen und Wohlgefallen über Kurz oder Lang von dieser Welt […] abfordern“. Die drei Besucher bezeugen, dass sie ihn im Schlafrock in seiner Wohnstube im Sessel sitzend vorgefunden hätten und dass er – gefragt, wie es um ihn und seine Schwachheit stehe – „geantwortet und angezeiget, daß ehr an und in seinem Leib, wie auch im Haubte keine Beschwerung hatte, allein daß er nun so matt währe, sonsten gleichwohl vermeldt, daß ihm essen und Trinken ziemblich schmeckete, wie er denn dessen Tags seine notturfft wohl [gesessen], auch die vergangene nacht seinen natürlichen schlaff gehabt hätte.“ Samuel bedenkt in seinem Testament vor allem seine Witwe Margaretha.

Samuels Ableben

Samuel starb am 22 Juni 1620 in Schönfeld. Er wurde 71 Jahre alt und man setzte ihn am 24 Juni auf dem alten Friedhof hinter der Kirche bei.

Zu seinen Ehren hielt der damalige Schönfelder Diakon Johannes Leuffer eine Leichenpredigt, der wir wertvolle Informationen zum Leben des Samuel Seltenreich verdanken.

Schon wenige Jahre nach Samuels Tod wurde die Schönfelder Pfarrkirche am 24 August 1624 auf Befehl des kaiserlichen Hauptmanns Vahel von Lilienau für den protestantischen Gottesdienst gesperrt und der Besuch der protestantischen Messe unter Strafe gestellt.

Protestantische Pastoren in ganz Böhmen erhielten Landesverweis. Die Rekatholisierung hatte begonnen und 1629 war Schönfeld wieder eine selbständige katholische Gemeinde mit einem katholischen Priester. Durch seinen Tod blieb Samuel Seltenreich erspart, dies miterleben zu müssen.

Nach Samuel Seltenreich übernahm Diakon Johann Leuffer die Gemeinde. Einträge in die Schönfelder Matrikeln wurden von ihm bis Mai 1624 vorgenommen. Bis März 1625, als mit Einträgen der katholischen Taufen begonnen wurde, gibt es eine Lücke in den Kirchenbüchern.

Samuels Lebensdaten und Stammbaum sind auf meiner Website zur böhmischen Familienforschung dargestellt.

Quellenangaben:
1) Kr´ásno nad Teplou. Matrikel online. Portafontium. Bayerisch-tschechisches Netzwerk digitaler Geschichtsquellen.
2) Leuffer, Johann: Christliche Leichpredigt uber dem Seligen Abschiede des Samuel Seltenreichs. Freybergk in Meissen. Hoffmann, 1620.
3) Chronik der Gemeinde Schönfeld (Egerland). Stockstadt am Main. 1983.

4) Vorschriftsmäßiges Pfarrgedenkbuch der königl. freien Bergstadt Schönfeld. Angefangen im Jahr 1836. Laufzeit 1836-1932, S. 87 ff.. Archiv Sokolov. www.portafontium.eu