Historisches Häuserbuch: Untertiefenbach 20

Folgt man der auf Seite 750 in „Das Tepler Land“ veröffentlichten Karte des Ortes Untertiefenbach, lag der Zwei-Achtel-Hof Untertiefenbach 20 rechts der Straßenbiegung, von Petschau kommend, und gegenüber der Kapelle des Hl. Prokop.

Die folgenden Besitzverhältnisse für den Hof Untertiefenbach 20 wurden dem in Petschau geführten Alten Grundbuch von Tiefenbach entnommen und durch Matrikeleinträge für Folgegenerationen zugeordnet, fortgeführt und ergänzt. Die Angaben erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und können im Verlauf weiterer Recherchen angepasst werden.

Erster Besitzer: Lorenz Hetz

Das Grundbuch von Tiefenbach weist als ersten Besitzer dieses Zwei-Achtel-Hofs einen Lorenz Hetz (vermutlich spätere Familie Hess) aus, der den Hof im 16. Jahrhundert an Leonhard Ruprecht verkauft haben soll. Das Verkaufsdatum ist im Alten Grundbuch nicht aufgeführt.

Besitzer bis 1610: Leonhard Ruprecht

Leonhard Ruprecht (Leonhart Rupprecht) ist für die Dauer einiger Jahre oder Jahrzehnte als Eigentümer des Zwei-Achtel-Hofs Untertiefenbach 20 eingetragen. Seine Schwester Barbara ist lt. Grundbuchangaben mit Martin Breitfelder verheiratet, der für sich und seine Ehefrau vollständig auf den Hof verzichtet hat. Auch ein Georg Hubl wird in diesem Zusammenhang erwähnt, der ebenfalls auf sein Erbe verzichtet hat, das ihm vermutlich durch eine Heirat zugestanden hätte. Als (noch nicht geprüfte) Quellen für diese Vorgänge sind im Alten Grundbuch angegeben: Amtsbuch 1, Seite 117, sowie Amtsbuch 2, Seite 4.

Leonhard verstirbt wie seine Frau um das Jahr 1610 und hinterlässt zwei Töchter. Die jüngere Tochter Walburga (Walpurg) ist noch nicht verheiratet, vermählt sich jedoch später mit Jakob Pichl. Die ältere Tochter Barbara ist mit Simon Hochberger (im Grundbuch noch Hohberger geschrieben) verheiratet.

Besitzer von 1610 bis 1611: Simon Hochberger

Nach Leonhards Ableben übernimmt sein Schwiegersohn Simon Hochberger am 8 März 1610 den Zwei-Achtel-Hof gegen Zahlung von 300 Rheinischen Gulden. Im Grundbuch werden 50 Gulden Anzahlung und jährliche Raten von 15 Gulden eingetragen. Wie üblich, begleicht Simon zuerst sämtliche auf dem Hof liegende Schulden, die jedoch nicht allzu hoch sind. Nach der Zahlung verbleiben vom Kaufpreis 143 Gulden für jede der beiden Töchter als rechtmäßige Erbinnen. Mit erster Rate erhalten Simons Frau und die noch unverheiratete jüngere Tochter Walburga (Walpurg) jeweils 18 Gulden.

Daneben gibt es offensichtlich testamentarische Anweisungen, was das weitere Erbe betrifft. Diese werden im Grundbuch wie folgt festgehalten: Leonhart Ruprechts Tochter Barbara habe bereits einige Festgewänder als Mitgift erhalten. Nun solle die andere Tochter, Walburga, sich von den noch vorhandenen Kleidern nehmen, was ihr entsprechend zustehe. Übrige Kleider und Gegenstände sollten gleichmäßig aufgeteilt werden. Jede Tochter erhält zudem von den fünf, auf dem Hof vorhandenen Kühen je eine als Eigentum. Walburga wird noch zusätzlich ein Kalb zugesprochen.

Besitzer von 1611 bis 1627: Johann „Hans“ Rohm

Bereits ein Jahr später, im April 1611 verkauft Simon Hochberger den Hof wieder. Der Grund ist nicht angegeben. Der Verkauf zwischen Simon Hochberger und dem Käufer Hans Rohm aus Rabensgrün geht an Georgi 1611 vonstatten. (Damals wird der Nachname in Matrikel wie auch Grundbuch noch als Rahm vermerkt, was wohl der örtlichen Mundart zu verdanken ist!)

Der Hof Untertiefenbach 20 ist zu diesem Zeitpunkt schuldenfrei. Der Kaufpreis beträgt 355 Gulden, die Anzahlung von 35 Gulden wird sofort fällig und jährliche Raten werden auf 15 Gulden festgesetzt. Mit dem Hof erhält Käufer Hans Rohm mit Ausnahme eines kleinen Stücks Feld alle Felder mit darauf stehendem Getreide, sämtliche Wiesen, dazu drei Pferde, zwei Kühe und ein Kalb. Die Kaufpreisratenzahlungen sollen jährlich zu Martini fällig sein und gehen fortan bis 1616 anteilig sowohl an den Verkäufer selbst (aufgrund der Erbansprüche seiner Ehefrau Barbara Ruprecht) als auch an Jakob Pichl (aufgrund der Erbansprüche seiner Ehefrau Walburga Ruprecht). Ab 1617 – als die Ansprüche soweit getilgt sind, dass jeder der beiden Parteien nur noch 80 Gulden zustehen – ist Jakob Pichl bereits verstorben und Zahlungen stehen seinen hinterlassenen Waisen zu.

Besitzer ab 1627: Simon Pichl

Wegen hoher Schulden wird im Jahr 1626 der Hof des Hans Rahm taxiert und für 250 Böhmische Gulden an Simon Pichl, den um 1600 geborenen Sohn des Melchior Pichl, verkauft. 30 Gulden werden als Anzahlung für Ostern 1627 vereinbart, die jährlichen Folgeraten sollen sich auf jeweils 15 Gulden belaufen. Es ist jedoch vermerkt, Simon Pichl habe den Hof dem Hans Rohm „frey- und gutwillig wieder heimb und zu nutz gegeben“ und nur drei Tagwerk Feld und zwei Tagwerk Wiese, zwischen seinem und des Rohms Hof liegend, behalten. Weiterhin wird der am Bach gelegene Garten seinem Hof zugeschlagen und ein Kalb wird Simon als Ausgleich für Zinsen überlassen.

Simon Pichl zahlt ab 1627 die mit Hans Rohm vereinbarten Raten aus. Die Gelder gehen zuerst an Simon Hochberger als Vorbesitzer (dessen Kaufpreis Hans Rohm noch nicht vollständig beglichen hat) und an Michael Hubl für die Waisen des Jakob Pichl (der ebenfalls Ansprüche aus dem Kaufpreis hatte). Namentlich genannt sind anlässlich der Zahlung im Jahr 1633 die Waisen Christina Eckl und Sibylla Hess. Ob diese jedoch die verheirateten Töchter des Jakob Pichl sind, ist noch nicht geklärt.

Anmerkung: Dieser Simon Pichl besitzt bereits einen weiteren Hof seines Vaters Melchior, den er im November 1625 geerbt hat, und einen ab 1617 im Besitz des Vaters befindlichen Hof des Jakob Pichl. Im Dezember 1635 tauscht er einen Untertiefenbacher Hof mit Johann (Hans) Grünes aus Neudorf und bewohnt fortan den Neudorfer unteren Berghof mit den späteren Hausnummern 92 und 93. Die verschiedenen Kauf- und Verkaufsvorgänge bedürfen aber noch weiterer Klärung.

Was den Hof Untertiefenbach 20 betrifft, so ruhen mit Beginn des Kriegs die Zahlungen und Eintragungen im Grundbuch. Erst ab 1657 sind aus dem Grundbuch wieder Informationen zum Hof zu erhalten, der in der Zwischenzeit nicht ordentlich bewirtschaftet worden ist.

Besitzer von ca. 1635 bis 1670: Georg Rohm

Am 19 Februar 1657 wird dem Petschauer Amt Nachricht gegeben, dass Hofbesitzer Hans Rohm mit seiner Frau und den vier Kindern vor 25 Jahren (im Jahr 1632) an der „pestilenz erbärmblich gestorben“ sei und dass der Hof mit Erlöschen des Nutzungsrechts dann zwei Jahre brach gelegen sei. Durch Matrikeleinträge ließ sich das genannte Sterbejahr zwar nicht bestätigen, doch fest steht wohl, dass der leibliche Bruder des Hans – nämlich Georg Rohm (Rahm) aus Rabensgrün – nach dessen Tod verpflichtet worden ist, den Hof zu übernehmen. Wann genau er den Hof übernimmt, ist nicht festgehalten. Da der Hof nach den Kriegswirren nicht in bestem Zustand gewesen sei, so heißt es im Grundbuch, habe der Kaufpreis nur 100 Rheinische Gulden betragen. Wieso zu dieser Zeit nicht Erben des Simon Pichl den Hof übernehmen, ist noch nicht geklärt.

Es sind Michael Breitfelder und Hans Dietrich, die diese Mitteilung auf dem Amt machen. Gleichzeitig legen sie Beschwerde ein, denn Georg Rohm habe die Anzahlung von 14 Rheinischen Gulden wegen des Kriegs bis zum heutigen Tage nicht aufbringen können und noch nicht entrichtet. Der Betrag wird amtlich als Schuldenbetrag festgehalten. Michael Breitfelder und Hans Dietrich stehen die Zahlungen wohl aufgrund einer verwandtschaftlichen Beziehung zu den Vorbesitzern zu. Hans Dietrichs Mutter beispielsweise ist eine geborene Pichl.

Besitzer von 1670 bis 1689: Johann „Hans“ Rohm

Johann „Hans“ Rohm, der Sohn des Georg Rohm übernimmt am 21 März 1670 den Hof Untertiefenbach 20. Der Vater verkauft ihm seinen Zwei-Achtel-Hof für 240 Rheinische Gulden. 20 Gulden sind als Anzahlung zu leisten, danach jährlich ab Martini 1671 10 Gulden bis zur vollständigen Begleichung der Kaufsumme. Der Vater lässt für sich und seine Frau lebenslanges Wohnrecht eintragen, dazu das Recht auf zwei Tagwerk Feld und ein Tagwerk Wiese und einen halben Napf Leinsamen (= Flachs).

Der Sohn hat mit dem Kauf des Hofs wie üblich zuerst die Schulden des Vaters abzutragen. Unter den Zahlungsempfängern befinden sich u.a. Hans Lugner aus Obertiefenbach 7, Michael Köhler, Christina Petzolt aus Neudorf, Andreas Rohm, Michael Köhler, Georg Leipolt und Hans Erler. Daneben erhalten folgende Personen Zahlungen: Hans Dietrich für Hess-Waisen, Adam Lorenz, Georg Breitfelder und Hans Erler.

Bis 1684 erhält Georg Rohm von seinem Sohn Hans Zahlungen auf den Kaufpreis, dann muss er verstorben sein, denn von da an übergibt seine Witwe dem Schwiegervater die jährliche Rate von 10 Gulden. Der Verkäufer Georg selbst verstirbt um 1687. 1686 hat er noch eine Ratenzahlung erhalten, doch für das Jahr 1689 bestätigt sein Sohn Andreas dem Amt, dass die letzten beiden Raten zum Teil auf das Begräbnis des Vaters verwendet wurden. Eine weitere Rate erhält 1691 Georg Rohms Tochter Maria, verheiratete Herold, und am 10 November 1700 gehen Zahlungen an die Witwe des Andreas Rohm und an Katharina Lorenz und Georg Breitfelder.

Besitzerin von 1689 bis 1704: Margaretha, Ehefrau des Johann Rohm

Bis in das Jahr 1704 behält die Witwe des Johann Rohm den Hof in ihrem Besitz. Als sie ihn aus Altersgründen und Vermögensgründen nicht mehr halten kann, übergibt sie ihn an ihren Sohn Michael Rohm. Den Familiennamen der Margaretha kennen wir bislang nicht (Stand 09/2022).

Besitzer von 1704 bis 1733: Michael Rohm

Am 11 Apr 1704 geht der Zwei-Achtel-Hof Untertiefenbach 20 in den Besitz des Michael Rohm über. Der Kaufpreis beträgt 360 Gulden. Nach einer Anzahlung von 65 Gulden werden jährliche Raten von 10 Gulden fällig. Michael erhält mit dem Hof 3 Pferde, 1 Fohlen, 2 Kühe, einen Wagen, Acker- und Hausgerät. Wie üblich, darf die Mutter freie Herberge auf Lebenszeit beanspruchen, dazu das Nutzungsrecht für einen Acker auf dem Neuenberg, einen auf dem Hergottstein und einige Wiesen. Michael erhält als Heiratsgut (Mitgift) 45 Gulden, die er von der Anzahlung einbehalten darf.

Michaels Mutter verstirbt um 1713. Im Jahr 1718 wird dann amtlich vermekrt, dass Michael durch den letzten Willen seiner Mutter Margaretha dazu verpflichtet ist, seinem Bruder Georg 20 Gulden aus dem Gesamterbe der Geschwister auszuzahlen. Grund ist, dass dieser (wohl als jüngerer Bruder) am wenigsten vom Hof gehabt habe.

Da Zahlungen des Michael Rohm an die Personen Georg und Simon Bachmann und Jakob Steidl gehen, bestehen hier wohl verwandtschaftliche Beziehungen.

Besitzer von 1733 bis ca. 1768: Johann Georg Rohm

Michael Rohm (hier nicht mehr Rahm, sondern Rohmb geschrieben) kann seinen Zwei-Achtel-Hof Untertiefenbach 20 altershalber ab 1733 nicht mehr bewirtschaften und übergibt den Hof mit allen Feldern und Wiesen seinem Sohn Johann Georg. Der Verkauf findet am 11 März 1733 statt. Der Kaufpreis beträgt 400 Rheinische Gulden, eine Anzahlung von 40 Gulden wird sofort fällig. Danach sind Raten von 10 Gulden jährlich zu zahlen. Der Sohn erhält vier Pferde, zwei Kühe, einen Ochsen, Wagen, Pflug und sonstiges Ackergerät, Geschirr und Hausgerät.

Michael behält sich für sich und seine Frau die lebenslange Herberge vor – und sollten sich die Parteien nicht verstehen, hätte Johann Georg 4 Gulden Herbergsgeld für die Einmietung an anderem Ort an die Eltern zu zahlen. Zudem behält Michael das Recht auf Bewirtschaftung einiger Beete, Felder und einer Wiese und darf auf dem Boden die Nebenkammer, den halben Getreideboden sowie Platz in Scheune und im Hof nutzen.

Ansprüche auf dem Kaufpreis teilen sich die folgenden Alterben: Verkäufer Michael Rohm, sein Bruder Georg und Georg Bachmann (vermutlich der Schwager und Ehemann von Michaels Schwester). Nachdem Michael Rohm im April 1742 verstorben ist, erhält an seiner Statt seine Ehefrau Margaretha die Raten aus dem Kaufpreis. Nach Auszahlung der Ansprüche der Alterben können die neuen Erben der Folgegeneration Ansprüche erheben. Dies sind: Matthias Kastner (auch Kastl genannt), Johann Michael Köhler und Johann Eckl. Diese sind möglicherweise die Schwiegersöhne des Michael Rohm.

Besitzer ab ca. 1768: Joseph Rohm

Joseph Rohm, der im Jahr 1768 Maria Elisabeth Köhler aus Untertiefenbach heiratet, ist der nächste Besitzer des Hofs Untertiefenbach 20. Wie seine Vorfahren ist er der Bauernrichter für die Ortschaften Unter- und Obertiefenbach.

Der Hof bleibt fortan im Besitz der Familie Rohm. Für das Jahr 1946 ist ein Besitzer mit dem Namen Hermann Rohm angegeben.

Quellenangaben:
Tiefenbacher Altes Grundtbuch. www.portafontium.eu
Matrikel für Untertiefenbach. www.portafontium.eu

Der vorliegende Beitrag wurde zuletzt im September 2022 aktualisiert.