Historisches Häuserbuch: Neudorf 88 (vor 1805: 85)

Das Gemeinhäusl mit Garten und Wiesen mit der Nummer Neudorf 88 trug vor 1805 die Hausnummer 85. Die folgenden Besitzverhältnisse für den Hof wurden dem in Petschau geführten Alten Grundbuch von Neudorf entnommen und durch Matrikeleinträge für Folgegenerationen zugeordnet, fortgeführt und ergänzt. Die Angaben erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und können im Verlauf weiterer Recherchen angepasst werden.

Besitzer von 1665 bis 1698: Jakob Häring

Jakob Häring erbaut vor 1665 ein neues Haus in Neudorf. Das Haus erhält lt. Neudorfer Chronik die Hausnummer Neudorf 85 (ab 1805: 88) und wird am 18 Juni 1665 im Grundbuch eingetragen. In diesem Haus werden Jakobs Kinder geboren, deren Namen dem Grundbuch von Neudorf entnommen werden können. Jakob hat drei Söhne, die das Erwachsenenalter erreichen. Sie heißen Johann (Hans), Simon und Andreas. Eine Tochter namens Anna Margaretha verheiratet sich mit Georg Halbritter.

Besitzer von 1698 bis 1706: Johann Häring

Als Jakob Häring sein Haus aus Altersgründen nicht mehr halten kann, übergibt es am 26 Mai 1698 zusammen mit einem Garten und dreieinhalb Tagwerk Wiese an seinen Sohn Hans (Johann Häring). Johanns Vater Jakob erhält im Gegenzug freie Herberge (= Wohnrecht). Außerdem behält er drei Tagwerk Wiese für sich. Er darf auch weiterhin eine Kuh in den Stall stellen, seinen Futtervorrat auf dem Boden einlagern, ein Beet im Garten bepflanzen und sich in der Stube aufhalten.

Der Preis für das Haus beträgt 120 Gulden. Die Anzahlung von 50 Gulden zahlt Sohn Johann dem Vater sofort, und legt gleich noch fünf auf jährlich 5 Gulden festgesetzte Raten in Höhe von insgesamt 25 Gulden hinzu. Diesen Betrag erhält Johanns Bruder Simon, der damit ausbezahlt ist.

Besitzer von 1706 bis 1709: Simon Häring

Ein Grundbuchvermerk auf 26 Februar 1706 besagt, dass Johann Häring, Sohn des Jakob Häring, von Simon Fassmann das Haus Neudorf 78 (ab 1805: Neudorf 81) gekauft hat. Es heißt außerdem, dass er das Elternhaus nun nicht mehr benötigt und dass sein Bruder Simon Häring nun das Elternhaus übernommen hat. Der Vorgang ist mit Zahlungsvorgängen und Jahresangabe nicht explizit im Grundbuch aufgeführt, jedoch ableitbar, da die Brüder später die Häuser tauschen. Siehe dazu den folgenden Eintrag zum 13 Mai 1709.

Besitzer von 1709 bis 1723: Johann Häring

Am 13 Mai 1709 kommt es zu einem Häusertausch zwischen den Brüdern Johann Häring und Simon Häring. Johann, seit 1706 im Besitz von Haus Neudorf 78 (ab 1805: 81), verkauft dieses für 150 Gulden an seinen Bruder Simon. Er selbst übernimmt erneut das Elternhaus Neudorf 85 (ab 1805: 88), dessen Preis auf 100 Gulden festgesetzt wird.

Da das Haus 78 (ab 1805: 81) einen höheren Wert hat, bleiben für Simon noch 50 Gulden zu zahlen Hiervon werden 10 Gulden in Abzug gebracht, die der Vater Jakob dem Simon schuldig geblieben war. Den Restbetrag zahlt Simon sofort an Bruder Hans und ist somit nichts mehr schuldig.

Besitzer von 1723 bis 1751: Joseph Brunner

Joseph Brunner kauft das Haus Neudorf 85 (ab 1805: 88) am 5 Juli 1723 von Johann Häring. Der Kaufpreis für Haus und Garten beträgt 90 Gulden. Die Anzahlung wird auf 30 Gulden festgesetzt, die jährlichen Raten von 5 Gulden sollen jeweils zu Jakobi gezahlt werden. Auf eine Wiese, die der Verkäufer Johann Häring vorerst für sich und seine Kinder behält, erhält Joseph Brunner zudem das Vorkaufsrecht. Es ist angegeben, das Haus sei „rechtens und erblich“ verkauft worden. Ist Joseph Brunner möglicherweise mit einer Tochter des Johann Häring verheiratet gewesen?

Besitzer von 1751 bis 1788: Johann Brunner

Als Joseph Brunner stirbt, geht dieses Haus in den Besitz seines Sohnes Johann über. Der Wert des Hauses wird auf 90 Gulden festgesetzt, wovon Johann und seinen vier Schwestern Eva Rosina, Maria, Anna und Katharina je ein Anteil zusteht. Die jährlichen Raten in Höhe von 5 Gulden werden entsprechend aufgeteilt. Einige Verwandtschaftsverhältnisse lassen sich aus den im Grundbuch aufgeführten Zahlungsvorgängen ableiten. So erfährt man, dass Johanns Schwester Eva Rosina mit Franz Sorger verheiratet ist. Daneben ist ohne Angabe von Verwandtschaftsverhältnissen Johann Georg Erler genannt.

Am 9 März 1758 ist im Grundbuch vermerkt, der Vorbesitzer habe Johann Schulden in Höhe von 25 Gulden und 40 Kreuzern hinterlassen, die zum einen Teil dem Petschauer Kaplan für heilige Messen und zum anderen Teil Franz Pichl in Neudorf zustünden. Johann und seine Schwestern haben diese Schulden abzutragen.

Johann verlässt lt. Neudorfer Chronik später wegen hoher Schulden den Ort Neudorf und das Land. Eine Zeitangabe ist nicht vorhanden, Johann muss Neudorf jedoch nach 1768 verlassen haben, da in diesem Jahr sein letztes Kind geboren wurde. Im Mai 1788 stirbt Johann Brunner in seinem Haus in Neudorf und muss somit nach der Landesflucht zurückgekehrt sein.

Besitzerin von 1793 bis 1799: Eva Rosina Brunner

Eva Rosina Brunner erhält nach dem Tod des Vaters von ihrer Mutter das Elternhaus. Dies bezeugt ihre Mutter Anna Margaretha am 31 Dezember 1793 auf dem Petschauer Amt. Das Haus geht gegen Zahlung von 90 Gulden in Eva Rosinas Besitz über. Die Anzahlung beträgt 20 Gulden, die jährlichen Raten werden auf 5 Gulden festgesetzt.

Besitzer ab 1799: Franz Oehl

Am 11 April 1799 übergibt Eva Rosina Brunner lt. Neudorfer Chronik ihr Elternhaus Neudorf 85 (ab 1805: 88) an Franz Oehl aus Rauschenbach, den sie im Mai 1799 heiratet. Im Jahr 1946 wurde das Haus von Marie Hubl bewohnt.

Quellenangaben:
1) Neudorfer Altes Grundt Buch, 1600-1779, 432 ff.
2) Matrikel für Nova Ves (Neudorf), www.portafontium.eu
3) Chronik Neudorf, 1884-1938, 609.
4) Familienstammbäume: www.familienforschung-lugner.de