Die Schönfelder Bäckerfamilie Geyer
Familienforschung in frühen Jahrhunderten ist oft ein Puzzlespiel, wenn Jahrzehnte in den Matrikeln fehlen. So ging es auch mit Familie Geyer (oder Geier) in Schönfeld. Stück für Stück mussten die frühen Familienverbindungen des 17. Jahrhunderts zusammengesetzt und Kinder ihren Eltern zugeordnet werden.
Schönfeld im Jahr 1618
Bartholomäus Geyer (oder Geier, wie der Nachname wechselweise in den folgenden Jahrhunderten geschrieben wurde) dürfte der Stammvater vieler Schönfelder dieses Namens sein. Er ist jedenfalls der erste Vertreter dieses Nachnamens, der in den Schönfelder Matrikeln anlässlich seiner Heirat im Jahr 1618 aufgeführt wird. Das Kirchenbuch vermerkt, dass Bartholomäus aus Falkenau stammt. Und da er zum Zeitpunkt der Heirat mindestens Mitte Zwanzig gewesen sein dürfte, ist er wohl um 1590 dort geboren worden. Leider können wir das nicht belegen, denn die Falkenauer Matrikeln beginnen erst mit dem Jahr 1628.
Bartholomäus Geyer heiratet Anna Peler
Bartholomäus Geyer war ein Bäckergeselle. Vermutlich arbeitete er in der Bäckerei des Johann Schmidt (oder Schmid), denn als dieser am 20 November 1616 nach nur dreijähriger Ehe in Schönfeld verstarb, heiratete Barthel (wie er allgemein genannt wurde) dessen Witwe Anna. Möglicherweise war er aber auch erst nach dem Tod des Bäckermeisters als Unterstützung in die Bäckerei gekommen und nach Schönfeld umgezogen.
Die am 24 Juni 1618 in Schönfeld geschlossene Ehe mit Anna sollte sich als gute Entscheidung herausstellen, denn Barthel gelangte zu Ansehen im Ort und war zeitweilig sogar Bürgermeister von Schönfeld.
Barthels Gattin Anna war eine geborene Peler (oder Pöhler), deren Vater Hans aus Petschau stammte. Ihre Mutter Anna Koghut (Kohaut) kam aus Schönfeld und somit aus einer dort schon früh vertretenen Familie. Ob Anna in Petschau oder in Schönfeld geboren wurde, konnte noch nicht abschließend geklärt werden. Sicher dürfte sein, dass sie wie Barthel ungefähr um 1590 zur Welt kam. Anna brachte zwei Kinder aus der ersten Ehe in die zweite ein:
- Sybilla Schmidt, geboren am 25 Februar 1616
- Johannes Schmidt, geboren am 28 Juni 1617 (7 Monate nach dem Tod des Vaters)
Direkte Nachkommen: Kinder und Enkelkinder
Aus der Ehe des Bartholomäus Geyer und der Anna Pöhler sind fünf weitere Kinder bekannt, von denen die ersten noch vor der Rekatholisierung Schönfelds evangelisch getauft worden sein dürften.
Johann Geyer, getauft am 20 April 1619
Taufpaten: Adam Weinmann und die Bäckerseheleute Adam und Maria Gareiß
Bartholomäus‘ ältester Sohn Johann (oder Johannes) ergriff den Bäckerberuf des Vaters. Er heiratete am 10 November 1647 Barbara Hennig (auch Hönig, Hennich, Hennigk). Sieben Kinder sind für die Jahre 1648 bis 1660 nachgewiesen, darunter sechs Töchter. Johanns bislang einziger bekannter Sohn wurde auf den Namen Johann Benedikt getauft.
Matthias Geyer, getauft am 25 Februar 1621
Taufpaten: Adam Gareiß, Johannes Treudler und Franz Schmied Pärthels aus Petschau
Für den Sohn Matthias sind keine weiteren Daten bekannt.
Johann Bernhard Geyer, getauft am 18 April 1626
Taufpaten: Johannes Estler, Johannes Gareiß, Johannes Neumann, Margaretha Petschner, Katharina Hubl (Hobel)
Bartholomäus‘ Sohn Johann Bernhard heiratete am 21 November 1649 die Rosina Roth. Diese war eine Tochter des Andreas Roth, dessen verwandtschaftliche Beziehungen zu den Schönfelder Familien Geyer und Lugner sich durch Grundbucheinträge für das Anwesen Neudorf 11 im Nachbarort nachweisen lassen. Aus dieser Ehe sind für die Jahre 1651 bis 1653 zwei Söhne durch Taufeinträge nachgewiesen. Sie heißen Georg Bernhard und Johann Georg. Ein weiterer Sohn des Bernhard namens Johann Paul, der nach Elbogen heiratete und dort als Seifensieder arbeitete, dürfte im Jahr 1670 geboren sein. So errechnet aus dem Sterbeeintrag in den Elbogener Matrikeln. Das Heiratsregister Elbogen weist ihn als Sohn des Bäckers Bernhard Geyer in Schönfeld aus.
Der Familie des Johann Bernhard Geyer habe ich aus folgenden Gründen einen weiteren Sohn namens Johann Caspar hinzugefügt: Johann Caspar wird anlässlich der Heirat seiner Tochter Eva Regina mit David Vogl in Lauterbach als Bäcker bezeichnet. Er hat somit den gleichen Beruf und Nachnamen wie Bartholomäus und Bernhard und passt mit dem auf 1660 geschätzten Geburtsjahr in die Familie. Belege für eine verwandtschaftliche Beziehung gibt es jedoch noch nicht, es handelt sich vorläufig um eine reine Vermutung.
Maria Geyer, getauft am 15 März 1628
Taufpaten: Eva Götzl, Andreas Zopp, Katharina Woidig
Die Tochter Maria heiratete am 1 November 1650 den Witwer Thomas Hennig (auch Hönig, Hennigk, Hennich), möglicherweise ist er ein Bruder ihrer Schwägerin Barbara, der Frau ihres Bruders Johann. Zwei Kinder namens Benedikt und Magdalena sind durch Taufeinträge bislang nachgewiesen.
Anna Geyer, getauft am 11 März 1634
Taufpaten: Susanna Meinl, Andreas Zopp, Eva […]
Bartholomäus‘ Tochter Anna heiratete am 9 Februar 1653 Georg Klupp, aus dieser Ehe ist der Sohn Andreas verzeichnet, der jedoch vorläufig nur aufgrund des übereinstimmenden Berufs (Fleischer) hier zugeordnet wurde. Belege sind nicht vorhanden.
Der Familienstammbaum
Lebensdaten und den Stammbaum der Bäckerfamilie Geyer im 17. Jahrhundert finden sich auf meiner Website zur böhmischen Familienforschung. Dort werde ich Schritt für Schritt die Verbindung zu Nachkommen späterer Jahrhunderte aufzeigen – soweit dies möglich ist. Bislang konnte die Brücke über die in den Matrikeln fehlenden Jahrzehnte noch nicht geschlossen werden. Es ist nicht geklärt, ob die einzelnen Geyer-Familien allesamt von dem Bäcker Bartholomäus Geyer abstammen.
Wann Bartholomäus, seine Frau oder Kinder verstorben sind, ist anhand der Kirchenbücher ebenfalls nicht recherchierbar. Wegen der ab Mitte der 1620-er Jahre einsetzenden Rekatholisierung der Gemeinde Schönfeld und der damit verbundenen Vertreibung oder Absetzung der protestantischen Priester wurden die Sterbematriken zwischen 1625 und 1711 gar nicht oder nur selten geführt bzw. sind möglicherweise verloren gegangen.
Quellenangaben:
1) Matrikel für Krásno (Schönfeld), Loket (Elbogen), Čistá (Lauterbach-Stadt). www.portafontium.eu
2) Altes Grundtbuch von Neudorff. ebd.