Die Gründung Neudorfs
Der folgende Text zur Gründung stammt aus der 1884 von Augustin Faber begonnenen Ortschronik für die Ortschaft Neudorf bei Petschau (heute Nová Ves u Sokolova). Er wird hier verkürzt dargestellt, wird nach und nach mit Links zu den Daten der ersten bekannten Hofbesitzer Neudorfs versehen werden und ist teils rechtschreiblich angepasst oder anders gegliedert worden. Von Nationalstolz erfüllte Textstellen mit Hinweis auf die deutsche Herkunft der Bewohner wurden bewusst weggelassen. Denn die Zusammenstellung von Hausbesitz und ältesten Familiendaten Neudorfs soll lediglich dem Verständnis historischer Zusammenhänge dienen! Der Text lautet wie folgt:
Die Gründung der Gemeinde lässt sich urkundlich nicht genau nachweisen, dürfte jedoch bereits Mitte des 14. Jahrhunderts erfolgt sein, denn zu Ende des 16. Jahrhunderts zählte das Dorf bereits 26 Höfe und 20 Häusler und 12 Hausgenossen und wir finden in dem Grundbuche vom Jahre 1611 [sic!] bereits einige Häuser verzeichnet, die alt und eingefallen waren. Da diese zur damaligen Zeit meist Blockhäuser waren, können wir von diesem Zeitpunkte mindestens 200 Jahre zurückrechnen und müsste demnach die Gründung um das Jahr 1300 erfolgt sein. Auch die Gemeinde Grün finden wir bereits 1347 urkundlich genannt.
Wie bei den umliegenden Orten Schönfeld, Lauterbach und Sangerberg der Bergbau die Grundlage zur Ansiedlung bildete, so ist es auch hier in Neudorf der Fall gewesen, denn noch heute sind Spuren vom früheren Bergbau ersichtlich (Zinngräben, Zeche, Graphitschacht im Leitentale am Wege nach Tiefenbach u. Stollen im Leitentale beim Stege). Die meisten dieser Ansiedler waren als Fuhrleute bei den Bergwerken beschäftigt, woraus sich auch die große Anzahl der Zugpferde gegenüber dem geringen Stande an Nutzvieh bei diesen Ansiedlern ergibt.
Nach einer Sage soll ursprünglich ein Edelherr namens „Halbritter“ ein halbes Rittergut hier gehabt haben und dieses die Grundlage für die ersten Ansiedlungen gewesen sein. Dazu sollen, wie bereits […] bemerkt, die Höfe 16, 17, 18 und 19 gehört haben. Der Schluss vom Namen Halbritter auf ein halbes Rittergut ist hier nicht richtig, denn dieser Besitzer hieß nach der Rolle, d.i. die älteste grundbücherliche [sic!] Aufzeichnung überhaupt, nicht Halbritter […]. Die Familie Halbritter war eine gewöhnliche Bauernfamilie und nicht die 1. Inhaber dieser Höfe. Zuerst finden wir grundbücherlich auf den Höfen 16 und 17 einen Besitzer namens Simon Horn und auf 18 u. 19 den Besitzer Simon Jobst verzeichnet. Der Name Halbritter erscheint erst 1690 zum 1. Mal auf diesem Besitze (Hof No. 18 u. 19). [Anmerkung: Die Familie Halbritter stammt vermutlich aus der Gegend um Mies, siehe hierzu die Aufstellung.]
Die erste Ansiedlung dürften die beiden Berghöfe, d.h. die heutigen Höfe des Herrn Anton Hopf (No. 94, 95) und der sogenannte Zulegerhof No. 58 u. 59 (gegenw. Besitzer Otto Schmiedl) gewesen sein. Jedoch gehörten früher zu diesen Höfen noch die Fluren der Höfe No. 92 u. 93. Beide Höfe hatten fünf Achtel. Das große Grundausmaß schon sagt uns, dass wir es hier mit einem Edelherrn zu tun haben und befand sich bei diesen Höfen ein eigenes Badehaus, welches ebenfalls für den Reichtum des Besitzers spricht. Dieses wurde [1609] weggerissen und [an Hans Müller] verkauft. Der Käufer erbaute sich daraus ein Wohnhaus an Stelle des Hauses No. 70.
Es kann somit angenommen werden, dass diese ältesten Höfe freie d.i. der Herrschaft nicht untertänige und in diesem Sinne Edelhöfe waren. Diese Familien haben nach und nach andere Familien ansiedeln lassen und so entstand das Dorf Neundorf. Diese beiden Liegenschaften waren somit Liegenschaften, welche ursprünglich Lehensbauern gehörten, später, wie aus dem Kaufvertrage vom J. 1610 ersichtlich ist, eingezogen und dem Meierhofe (Althof) angegliedert worden. Dadurch kamen sie in den Besitz der Herrschaft Petschau und wurden erst wieder frei zu jener Zeit, als die Stadt Schlaggenwald Pfandinhaberin der Herrschaft Petschau war, indem Schlaggenwald beide Höfe an Jakob Lueger (Lugner) verkaufte. Besitzer der Herrschaft Petschau war zur Zeit der Beschlagnahme Graf Heinrich v. Plauen, von dem es in der Geschichte der Stadt Schlaggenwald heißt, dass er sich auf Geheiß seiner Gemahlin Cordula an den Liegenschaften seiner Bauern vergriff und diese knechtete (1450-1795).
Die ältesten Ansiedler von Neudorf waren wenige süddeutsche Bauerngeschlechter, welche sich mit Zustimmung der Herrschaft als Grundobrigkeit in dieser rauhen Wildnis niederließen, denn in der Geschichte von Schlaggenwald heißt es, dass die ganze Gegend mit diesem Urwalde bedeckt war […].
Nun will ich die Namen der Familien vor dem 30-jährigen Kriege aus der Zeit von 1597-1611 bekannt geben […]: Georg Prandstätter und Jakob Lueger, 3 ½ Achtel waren Veit Böhm [24?], Peter Örtl, Besitzer von Nr 16 und 17, Simon Jobst, Bes. v. 18 und 19, 2 Achtel Höfe waren die Hofbesitzer Matthias Stowasser [doppelt angegeben!], Wolf Roth, Bauer auf Nr. 8, Peter Eckel, Besitzer No. 10, Andreas Roth auf Nr. 11, und Mathes Tischer auf Nr. 12, 1 ½ Achtel Hofbesitzer war Adam Preinl auf Nr. 24. Als 1 Achtel Besitzer werden in dem Schlaggenwalder Urbari von 1611 genannt: Simon Hubel dzt Hof Nr. 40, 41, Martin Hubel, Nr. 42, 43, Erhart Stöckher, Nr. 48, Hans Krines, Nr. 50, Georg Dorschner, Nr. 51, Georg Santanin, Nr. 37 ?, Simon Roth, Nr. 55, Martin Stowasser, Nr. 56, Thomas Herolt, Nr. 57, Christof Eckel, Nr. 61, Leonhard Vogel, Nr. 96, Peter Roth auf Nr. 13, diese Familie ist heute noch erbgesessen und Besitzer von Nr. 13, Hans Salschmidt, Nr. 14 und Partl Örler. Der kleinste Hofbesitzer ½ Achtel war Christof Hubl, derzeit Hof 46.
Die Namen der Häusler waren: Adam Stowasser, Georg Heroldt, Georg Uhl, Mathes Pachmann, Andreas Lindtner, Georg Peter, Christof Örler, Christof Bachmann, Peter Klier, Wolf Fischer, Christof Schmidl, Kaspar Roth, Adam Schöberl, Thomas Haaß, Andreas Hochberger, Wolf Heinl, Bartl Hochberger, Kaspar Grieß, Philipp Hackl, Kaspar Leuboldt, Lukas Gerstner, Martin Peterl, Veit Roth, Veit Schmidl, Hannes Opl, Kilian Dorschner, Hannes Müller und Simon Roth.
Hier endet der Textauszug. Bitte zu beachten: Die Namen decken sich zum Teil nicht mit den im Urbar angegebenen Namen. Hier findet sich die direkt dem Urbar entnommene Liste: Urbar der Gemeinde Neudorf 1615
Quellenangaben:
Ortschronik für Neudorf, Auszug, Seite 486 ff. www.portafontium.eu
Neudorfer Familien. In: www.familienforschung-lugner.de