Der große Brand von Schönfeld (1848)

Originaltitel: Beschreibung des großen Brands zu Schönfeld am 7 Juli 1848
Übertragen aus der Schönfelder Pfarrchronik (1836-1932)

Der 7 Juli des Jahres 1848 war ein ungeheuer heißer Tag. Einerseits der drückenden Sommerhitze wegen, andererseits der bergstädtischen Sitte gemäß, hielten die Bewohner Schönfelds ihren Mittagstisch größtenteils schon um 11 Uhr, um so wieder früher an die Fortsetzung der begonnenen Tagesarbeit zu gelangen. Niemand hatte das Übel geahnt, das ihnen und der alten Bergstadt bevorstand. Es war gegen 1 Uhr Mittags, als mit einem Male der Türmer auf dem neben der Kirche angebauten Stadtpfarrturm mit der Bergglocke Feuer anläutete und das ganze, der Pfarrei gegenüber stehende Haus Nr 97 des Kaspar Meyer, Bergmanns von hier, ganz in Flammen stand.

Die Zahl der zur Hilfe herbeigeeilten Leute war in diesem Augenblicke zu gering, als dass sie dem Brand hätten Einhalt tun können. Denn die meisten Stadtbewohner waren auf den Wiesen mit Heumähen und im Torf[…] gegen Lauterbach beschäftigt. Und so geschah es, dass die Flammen mit Pfeilschnelle die ausgetrockneten Schindeldächer der Nachbarschaft angriff und sich zuerst durch den Luftzug in den oberen Stadtteil (Floth, Opl und Zickler), dann über die Gasse hin auf die Pfarrgebäude verbreiteten. Es dauerte nicht lange und die angrenzende Kirche, der Stadtturm, das Schulgebäude, das Rathaus nebst den obgenannten Gebäuden waren ein Raub der Flammen geworden.

Bei dem fürchterlichen Zunehmen des Feuers sank der Mut selbst den besonnensten Stadtbewohnern. Viele von ihnen eilten ihren Wohnungen zu, um ihr notwendigstes Mobiliar der Flammenwut zu entreißen und nach dem Brand nicht ganz entblößt dazustehen. Hiernach wurde zuerst von den später herbeigeeilten Bewohnern der Nachbarorte mit lobenswerter Unverdrossenheit durch Zuhilfenahme von 17 Feuerspritzen dem Umgreifen der Flammen gegengearbeitet; allein eine heftige Luftströmung stellte sich dem Wirken dieser Menschenfreunde entgegen. Viele Stadtteile waren wegen der zu großen Flammenhitze unzugänglich und so geschah es, dass trotz der Menge und der Nähe des Wassers in dem Kunstgraben, der die Stadt durchzieht, binnen 3 Stunden 230 Haupt- und Nebengebäude ein Raub der Flammen wurden und über 1400 Bewohner obdachlos auf den Feldern bei der wenig geretteten Habe gelagert waren, unter welchen auch der greise Amtspfarrer P. Adam Kanzler mit dem […] und dem […] sich befand.

Der durch dieses Brandunglück verursachte Schaden belief sich auf 700.000 fl. Merkwürdig war und bleibt es, dass durch dieses Feuer der ganze obere Teil der Stadt bis zu der am Marktplatze stehenden Statue des Hl. Florian zu Grunde gegangen ist.

Nach dem Brand herrschte Todesstille in der Stadt, welche nur hier und da durch das Einstürzen der Rauchfänge, Balken und Mauern durchbrochen wurde. Lange waren Blutsverwandte, [Teure] und Angehörige nach dem verheerenden Unglücke voneinander getrennt, weil sich vorzüglich Kinder in die benachbarten Orte flüchteten. Doch jeder Hausvater fand zwar mit Wehmut, danach mit linderndem […] all die Seinen wieder.

Einige Tage nach dem Brand besuchten viele Freunde die Brandstätte. Sichtbar war bei dem Anblick der Ruinen der Schauer in dem Ausdruck eines jeden zu lesen; ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie wahrnahmen, dass die Freunde ohne religiösen Weideplatz, ohne Kirche, und auch die Hirten, die Priester, ohne Obdach seien. Es herrschte eine unbeschreibliche Wehmut, als 2 Tage nach dem Brand, am 4. Sonntag nach Pfingsten, über 3.000 Christen unter freiem Himmel dem Messopfer beiwohnten. Alles betete inbrünstig zu Gott, dem Geber alles Guten, dass er in der Bedrängnis die Not lindern möge; Wären nach Beendigung des Gottesdienstes nur einige Worte an das versammelte gläubige Volk gesprochen worden, so wären ganze Stürme von Tränen geflossen.

Das Elend der Unglücklichen war groß und lässt sich unmöglich genau schildern; nur sehr wenige fingen an, ihre Wohnungen wieder aufzubauen. Die meisten mussten in dem unteren Stadtteil zusammengedrängt, 6 bis 7 Parteien in einem Hause, den Winter zubringen.

Doch bei dem Elende, das da herrschte, weil auch die […] Arbeitgeber von dem Brandunglück mit betroffen wurden, verdient besonders die Mildtätigkeit, Menschenfreundlichkeit und Nächstenliebe der Schönfeld umgebenden Nachbarschaft belebt und der Nachwelt bei ähnlichen Fällen angerühmet zu werden, worunter sich besonders Karlsbad und Schlaggenwald auszeichneten, die in den ersten Nottagen Brot, Getreide und Kleidung in Menge herbeibrachte.

Quelle: Kronika Fary. Chronik des Pfarramtes Schönfeld. 1836-1932, S. 108 ff. www.portafontium.eu